Samstag, 23. Mai 2015
Flucht, Alkohol und die Gier nach Geld
Es gibt Situationen, Gerüche und Personen die einen unweigerlich an vergangenes erinnern lassen. Bei mir zum Beispiel ist es der Geruch von altem Urin, blondierten Männern und Photographieren ohne mein Einverständnis, und besonders die Kombination aus allen drei lässt mich unwiderruflich wieder 4-5 Jahre alt werden und an meine nicht unbedingt schöne Zeit im Waisenhaus in Rumänen zurückdenken. Klar dank meiner eher westlichen Gene als Kleinkind war ich freiwild für eben solche Männer, blondgelockt wie ich war mit dem Drang auf Zuneigung zu "netten" Menschen war es vlt wohl auch einfach. Bis heute kann ich nicht verstehen warum diese Männer das mit mir machten, aber da ich es auch nicht anders kannte war es für mich Normal das diese Männer mit mir spielten und ich mit ihnen spielen musste, und ich vertraute ihnen ja auch denn sie schenkten mir nette Sachen und sollten uns im Heim ja schliessendlich auch beschützen ich weiß nicht ob es damals der Ausschlag für meine Homosexualität war aber es ließ mich im späteren Leben vieles leichter ertragen und wegschalten um es passieren zu lassen. Ich hatte auch später immer einen Hang zu Männern denen es Spaß machte mich zu besitzen und mich dies auch spüren ließen. Im alter von 19 war es mal wieder soweit das ich einen Mann geraten war der mich mit Nachdruck zwang auf der Straße "SEIN" Geld zu verdienen, aber mit geschwollenen Augen und blaubefleckt wurde dies immer schwerer bis ich zu dem Punkt kam an dem ich einfach meine wichtigsten Sachen einpackte und über Nacht flüchtete. Dann stand ich da, ein paar Kleider im Koffer etwas Make up und völlig Pleite, in der "großen" Stadt München, ich muss ehrlich sagen ich war und werde nie ein Freund dieser Stadt sein aber wusste ich damals das es für mich dort ein einfaches sein wird bei einer Stadt wie dieser, mit gebündelt notgeiler perverser ein Bett zum schlafen zu finden. Ich hatte schon in der Anfangszeit meiner Auftritte als Travestie öfter mal Bekanntschaft mit München gemacht und wusste auch bescheid wo diese einschlägigen Lokale zu finden waren die ich aufsuchen musste. Es dauerte auch nicht lang das ein eben solches Lokal fand . Der Geruch einer Gaysauna in Madrid gleichkommend wusste ich schnell das ich hier wohl einen feinen älteren Herren finden würde der mir etwas Taschengeld und ein Bett zum übernachten zur Verfügung stellen würde. Mittlerweile Männerhassend und berechnend war mir der Weg egal wie ich zu meinen "habenwollen" kam und hatte auch an diesem Abend keine Schwierigkeiten mir ein paar Drinks und Snacks finanzieren zu lassen. Doch keine Ahnung lag es an meinem doch etwas eindeutig aufreizenden Outfit, Make up, der relativ frühen Uhrzeit oder an den Männern, irgendwie wollte nur jeder mit mir schnellen Sex in der Toilette und niemand bot mir eine Übernachtungsmöglichkeit, wobei ich ersteres immer dankend ablehnte. Schon leicht demotiviert suchte ich mir ein ruhigeres Ecklein in der Bar um in Ruhe über weitere Schritte nachzudenken, als ER reinkam.... Ein Mann um die vierzig , untersetzt mit schütterem Haar an seiner Seite ein knabenhafter Jüngling, wohl kurz der mütterlichen Obhut entlassen mit den traurigsten Augen die ich vorher noch nie und nachher nur noch einmal bei jemanden gesehen hab. Irgendetwas an diesem Bild gefiel mir gar nicht, der Knabe schien sehr unsicher uns war wohl wenn überhaupt noch ziemlich neu in der Szene. sie schienen wohl auch etwas ruhe zu suchen und setzten sich einen Tisch neben mich in den abgeschiedenen Teil der Bar. Unweigerlich und auch etwas gewollt konnte ich sehr gut das Gespräch zwischen den zweien verfolgen bei den es um ein photoshooting für ein einschlägiges mir eigentlich unbekanntes Gaymagazin ging. Nervös kramte ich in meinen Taschen, die paar Mark die zum Vorschein kamen würden mir wohl kaum zu einem weiteren Glas Prosecco verhelfen, suchen blickte ich mich um, um einen weiteren Gönner zu finden als sich die Blicke des Photographen und mir trafen, er warf mir ein süffisantes Lächeln zu, etwas angewiedert wendete ich meinen Blick ab und kramte weiter in meiner Tasche, es war schon etwas später geworden und ich wusste ich muss hier wohl einen Gang nach oben schalten um doch noch zu einer gemütlichen Schlafgelegenheit zu kommen, also packte ich kurzerhand meinen Koffer und verschwand auf der Toilette um mich " zurechtzumachen". Viel hatte ich bei meiner überstürzten Flucht ja nicht eingepackt also traf meine Wahl auf das grüne Hoffnungs Outfit, aus der Übung heraus war ich relativ schnell aufgepimpt und kehrte kurze zeit später als grüne Wassernymphe an meinen Tisch zurück, wenn ich damals gewusst hätte was mir dieses Outfit noch bescheren würde hätte ich wohl ein billigeres gewählt aber, naja es hat gut gebrannt. Wie gewollt zog ich sämtliche Blicke auf mich als ich zu meinem Tisch zurückkam, der Barkeeper der von mir eingeweiht war konnte sich ein wissendes Grinsen nicht unterdrücken und es dauerte auch nicht lang als die erste Flasche Champus an meinem Tisch stand, zu meiner Überraschung mit einer Visitenkarte die mich kurz auflachen lies. Der Photograph der das Lokal schon verlassen hatte um wahrscheinlich das Kind an seiner Seite brav nachhause zu bringen, war der edle Gönner nicht ohne auch eine Kurze Nachricht zu hinterlassen das er wiederkommen würde. Einem feinen Champus nie abgetan köpfte ich die Flasche und schenkte mir ein ordentliches Glas ein. Der Laden füllte sich langsam und ich hatte wohl das richtige Outfit gewählt, denn zumindest um Getränke musste ich mir im weiteren Verlauf keine sorgen machen, es war sicher eine gute Stunde vergangen und ich gab die Hoffnung schon langsam auf das der Photograph wieder zurückkommen würde, auch zeigte der Alkohol langsam seine Wirkung also gewöhnte ich mich langsam an den Gedanken wohl auf einer Parkbank oder am Bahnhof zu übernachten und schenkte mir den letzten Tropfen aus der Champagner Flasche ein. das dieser Abend mein weiteres Leben doch schwer beeinflussen sollte hätte ich mir damals nicht träumen lassen aber ich kann dazu nur sagen, der Satz ich war jung und brauchte das Geld hat seit damals eine ganz andere Bedeutung für mich und kann auch der Grundstein für ein sehr einsames Leben werden.

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